Wer sich die aktuellen Mietpreise in Großstädten wie Berlin, München oder Stuttgart anschaut und vergleicht, was er für die gleichen Quadratmeter vor zehn Jahren gezahlt hat, wird entweder staunen – oder verzweifeln. Immer mehr Menschen sind betroffen. Wohnungsmangel, steigende Zuzüge und ein angespanntes Wohnungsangebot führen in Deutschland zu einem drastischen Mietanstieg. Besonders hart trifft es Studierende zum Semesterstart: Viele finden keine Wohnung und müssen vorübergehend in Notunterkünften oder Hallen untergebracht werden.

Co-Being House als Lösung für Wohnraumnot?

Neue Wohnkonzepte sind gefragt – nicht nur, um mehr Wohnraum zu schaffen, sondern um ihn auch bezahlbar und nachhaltig zu gestalten. Eine vielversprechende Idee: die 100-Euro-Wohnung als Teil eines sogenannten Co-Being House.

Obwohl diese Wohneinheiten mobil sind, ist es angedacht, sie als Häuser an feste Standorte zu setzen, die sich nebeneinander oder gar übereinander anordnen lassen. Entworfen hat das Haus der Architekt Van Bo Le-Mentzel im Rahmen seiner Tinyhouse University.

Das Besondere an der 100-Euro-Wohnung: Zum einen natürlich der Preis, aber insbesondere auch, dass sie alle Funktionen einer Ein-Zimmer-Wohnung aufweist.

Das “Haus” weist eine Grundfläche von 6,4 Quadratmeter auf und besitzt ein Bett, eine Dusche, ein WC, Schreibtisch und eine Kochgelegenheit. Das hört sich nicht nach sonderlich viel an, wird aber vielen Menschen gerecht, die Student sind, als Arbeitnehmer oft unterwegs sind oder schlicht nicht viel brauchen. Auch für Digital Nomads, die einen zeit- und raumunabhängigen Arbeitsplatz sowie eine flexible Wohnfläche suchen, ist die 100-Euro-Wohnung interessant.

Häuser wie Puzzle-Stücke anordnen

Falls einem der Raum schließlich doch nicht ausreichen sollte, kann man mehrere Parzellen mieten. Diese lassen sich nach dem Lego-Prinzip anordnen und bis auf zwei Etagen stapeln. Die Idee des Architekten liegt zudem darin, dass auf die Weise ein sogenanntes Co-Being House von mehreren Hauseinheiten entsteht. Mit einem Gemeinschaftsraum in der Mitte. Dieser Open Space kann als Küche oder als Arbeitsraum genutzt werden. Auch für die aktuelle Flüchtlingspolitik wäre die 100-Euro-Wohnung als Option denkbar. Flüchtlingsheime würden damit entlastet werden.

Das Co-Being House Konzept zeigt auf, dass mit dem richtigen Design auch bezahlbare Mieten möglich sind. In dem Zusammenhang muss sich in Zukunft unser Verständnis von “Haus” noch weiter verändern, um mit neuen Ideen der Wohnknappheit und dem Mietpreiswahnsinn entgegen zu wirken.

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